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Die Matthäuskirche...

Ev. Matthäusgemeinde Darmstadt

...ist eine der sogenannten Bartning’schen Notkirchen, die in den Jahren 1948-1951 in Deutschland aufgestellt und vom Weltrat der Kirchen und dem Lutherischen Weltbund in hohem Maße finanziert wurden. Die Matthäuskirche ist die einzige Notkirche, deren Wände aus dem Trümmersplit gemauert wurden, und zudem eine der am ursprünglichsten erhaltenen. Die Wandgemälde sind von Will Sohl, einem Heidelberger Künstler, den Otto Bartning selbst vorgeschlagen hat, in Eitempera ausgeführt. Die benötigten Eier haben damals Gemeindeglieder beigetragen. Sie finden die Kirche im Heimstättenweg 77-79 (Ecke Am Pelz).

Wochentags ist die Kirche von 11:00 bis 19:00 Uhr zur Besichtigung und zum Gebet geöffnet. Die Matthäuskirche und das Gemeindehaus sind barrierefrei zugänglich.

Geschichte und Bau der Kirche

Evangelische Matthäusgemeinde
Ev. Matthäusgemeinde Darmstadt

Parallel zum Aufbau der Heimstättensiedlung, in der ab 1932 Arbeitslose in Selbsthilfe ihre Häuser bauten und sich nach dem Kriege Ungarndeutsche, Buchenländer und Siebenbürgendeutsche mit dem Bau ihrer Häuser eine neue Heimat schufen, erstellte die 1935 entstandene Matthäusgemeinde unter der energischen Leitung des Pfarrers Hans Stenger (1911-1993) ihr Gotteshaus, zu dem am 04.09.1949 der Grundstein gelegt und das am 19. März 1950 eingeweiht wurde.
Im Vorraum und im Anbau der Kirche fanden in den ersten Jahren auch Kindergarten, Gemeindesaal und Wohnung der Kindergarten- und Gemeindeschwester ihren Platz.

Später kamen die Orgel (1953), der Turm (1959) und die vier Glocken (1960) hinzu. Der leuchtend rötliche Ton, der von den im Split enthaltenen zermahlenen Ziegelsteinen herrührt, gibt dem Kircheninnern soviel anheimelnde Wärme, dass die Verantwortlichen beschlossen, diese Raumwirkung zu erhalten, indem an Stelle eines Verputzes ein Bildprogramm mit Themen aus dem Matthäus-Evangelium durch den Künstler Will Sohl (1906-1969) gestaltet wurde (Signatur im Altarraum 29.12.52-02.53; im Kirchenschiff 15.02.54). Details zu den Paramenten im Kirchraum gibt es hier.

Anfang 2020 wurde die Elektrik erneuert und im Zuge dessen ein neues Lichtkonzept entwickelt. Ebenso wurden die sanitären Anlagen, das Café Mattheo und die Küche der Kirchenasylwohnung erneuert.

Wer sich für den Bau der Ev. Matthäuskirche besonders interessiert, kann im Gemeindebüro eine Kopie unserer Festschrift zum 50-jährigen Kirchenjubiläum aus dem Jahr 2000 erwerben, in der weiteres über das Notkirchenprogramm und Einzelheiten speziell zum Bau der Matthäuskirche zusammengestellt ist. Ebenso gibt es eine Denkschrift zum Jubiläum der Bilder im Jahr 2004 in der Matthäuskirche, in der das Bildprogramm mit den zugehörigen Bibeltexten, Hintergrundinformationen sowie eine Andachtreihe vorgestellt ist. Auch diese kann in Kopie gegen einen geringen Unkostenbeitrag erworben werden.

Lichtkonzept 2020 und Erneuerung der Elektronik

Atelier DeLuxe
Atelier DeLuxe
Atelier DeLuxe

Die Matthäuskirche bekam 2020 eine neue Beleuchtung. Mit der Entwicklung und Umsetzung wurde das Unternehmen Atelier DeLuxe aus Offenbach beauftragt und wurde mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Die Finanzierung erfolgte aus Rücklagen der Gemeinde, Zuschüssen der Gesamtkirche und Spenden.

Die elektrischen Leitungen in der Matthäuskirche stammen aus der Erbauungszeit um 1950 und genügen heutigen Anforderungen nicht mehr. Sie müssen grundlegend erneuert werden. Der Vorraum und der Saal im hinteren Bereich der Kirche sowie die Orgelempore sind unzureichend beleuchtet. Die Lichtstärke der Leuchten im Kirchenschiff ist für die heutigen Anforderungen an Licht und Sichtbarkeit ebenfalls nicht mehr ausreichend.

Das Licht beeinflusst sehr stark die Atmosphäre des Raumes. Die Belichtung der Matthäuskirche mit Tageslicht erfolgt aus einem umlaufenden Fensterband, das die Kirche tagsüber eher dunkel wirken lässt. Die Beleuchtung des Raumes durch Beleuchtungskörper erfolgte über Lichtkästen, die Bartning eigens für die Notkirchen entworfen hat. Der Dachbereich wirkt derzeit wie ein schwarzer, kaum wahrnehmbarer Raum über den Anwesenden.

Otto Bartning ging es darum, Kirchenräume zu schaffen, die dem Gottesdienst förderlich sind. Mit den von ihm gewählten Materialien, der offen erkennbaren Raumkonstruktion durch Holz-Binder und das Licht gelang es ihm, eine stimmungsvolle Atmosphäre herzustellen. Diese Atmosphäre soll in ihren Grundzügen bewahrt werden, darauf baut das Lichtkonzept der Firma Atelier deLuxe auf.

Eine allgemeine Grundbeleuchtung stellt zukünftig sicher, dass der umgebende Raum, seine Objekte und die Menschen, die sich darin aufhalten, gut sichtbar sind. Dies geschieht mit Lichtschalen, die in der Mittelachse des Raumes hängen und die Decke von unten erleuchten.

Das Leselicht durch viele kleine Deckenstrahler sorgt dafür, dass Texte – zum Beispiel in den Gesangbüchern – gut lesbar sind und alle handelnden Personen gleichmäßig beleuchtet werden. Dies erfolgt durch die Strahler, die innerhalb der Tragwerkskonstruktion montiert werden. Damit sind sie für den Kirchenbesucher kaum wahrnehmbar. Durch visuelle Akzente wird die Wahrnehmung auf besondere Orte wie z. B. das Kreuz, die Kanzel und die Wandgemälde gelenkt. Die von Bartning gestalteten Lichtkästen sollen ertüchtigt werden und an ihrem angestammten Platz verbleiben.

Der Vorraum mit seiner niedrigen Decke vereint viele Funktionen in sich: Kinderbereich, Sitzbereich, Durchgang zur Kapelle. Hier sorgen Licht-Würfel zukünftig für eine freundliche Helligkeit.  Die 72 Leuchten können zoniert geschaltet werden und sind so klein, dass sie optisch hinter den Trägern verschwinden und den Eindruck eines hellen Deckenfeldes erzeugen.

Der Vorraum des Kirch- und Gemeindesaales dient als Eingang, Durchgang, Zugang zu den WCs und Aufgang zur Orgelempore. Durch die recht niedrige Deckenhöhe werden hier architekturbegleitende Leuchten angebracht, die durch ihre Position und ihren Verlauf helfen, den Raum zu strukturieren. Die Grundbeleuchtung übernimmt dabei ein langes durchgängiges Lichtband zwischen den beiden Außentüren in der Raumkante zwischen Wand und Decke. Eine gleiche Leuchte, allerdings kürzer, wirkt über der Tür zum Kirchenraum als Hinweis auf den Eingang.

Stimmiges Gesamtkonzept – architektonisch wie technisch

Durch ihre Position sind die Leuchten nicht nur sehr blendarm, sondern insgesamt bleiben die Räume weitestgehend frei von sichtbaren Leuchten. Alle Leuchten werden dimmbar ausgestattet und über eine Lichtsteuerungsanlage (DALI) einzeln ansteuer- und schaltbar, so dass eine Vielzahl von Raumlichtstimmungen möglich werden, die in Szenen hinterlegt einzeln aufrufbar sind.

Details zu den Umbauarbeiten 2020

Am 12.01. hatten wir den letzten Gottesdienst in unserer Kirche vor dem Beginn der Renovierungsarbeiten. Am Montag, den 13.01. wurden die Kirchenbänke von einer Spedition abgeholt und eingelagert. Die Orgel wurde fachgerecht staub- und stoßsicher eingepackt. Auf dem Kirchengelände steht nun eine große Wechselbrücke und viele, viele Hände freiwilliger Helfer füllten diesen Container mit Stühlen, Tischen und sonstigen Utensilien aus den Nebenräumen der Kirche. Am Abend war die Kirche leergeräumt und Platz für die Handwerker geschaffen.

 

Die erste Aktion war, die Wandbilder von Will Sohl mit eigens zugesägten Holzplatten abzudecken. Auch der Fußboden wurde mit schützenden Holzplatten ausgelegt.

Die Arbeiten in der Kirche gehen weiter voran. Am 19.01. begannen die Handwerker die alten Elektroleitungen im Kirchenraum, in allen Nebenräumen und im Keller zu entfernen.

Ursprünglich sollte ein Hubsteiger als bewegliches Gerüst dienen. Doch das Gewicht - bis zu 6 Tonnen - hätten die Fliesen im Mittelgang und auch der Holzboden nicht ausgehalten. So wurde das gesamte Kirchenschiff inkl. der Empore komplett eingerüstet. Unter der Empore wurden Stützen gesetzt.

Nun begann eine neue, umfangreiche Arbeit. Viele 100 m neue Elektroleitungen wurden verlegt, die alle einzeln angeschlossen und verbunden sind. Der Hausanschluss im Keller wurde modernisiert. Auf der Empore entfernten die Handwerker den oberen Bodenbelag mit dem roten Linoleum und verlegten die Leitungen für die 77 Würfelleuchten unter der Empore. Aus vielen kleinen Bohrlöchern schauten jetzt ca. 15 cm Leitungen heraus.
Die Empore bekam einen neuen Holzboden und die Holzdecke im Kirchenschiff wurde gereinigt.

Die Aufhängungen für die 6 Pendelleuchten wurden geliefert und montiert. Nun konnte das Gerüst wieder abgebaut und ein Rollgerüst gestellt werden.

Am 11. Mai schließlich wurden die großen Leuchtschalen für den Mittelgang angeliefert. Es war ein Balanceakt diese fast 50 kg schweren Pendelleuchten nach oben zu schaffen und zu montieren.

Parallel dazu tauchten nun auch die Maler, Tapezierer und Fliesenleger auf. Das behindertengerechte WC muss den neuen Verordnungen angepasst werden. Die neue Sakristei, der Besprechungsraum und die Räume im Obergeschoss der Kirche werden nun renoviert.

Inzwischen geht es mit großen Schritten dem Ende der Renovierungsarbeiten entgegen. Der Holzboden wurde neu eingeölt und ist nun für die nächsten Jahre neu geschützt. Es brauchte ein paar Tage zum Trocknen und dann konnten endlich wieder die Bänke gestellt werden.

Am 01.07.2020 um 22:30 Uhr fand das "Einleuchten" statt. Wir waren sehr gespannt und endlich: UNSERE KIRCHE ERSTRAHLT IM NEUEN LICHT! Es ist sehr beeindruckend. Zu jedem Anlass die entsprechende Beleuchtung. Ob hell erleuchtet oder doch besser nur ein sanftes Licht, der Altarraum im hellen Glanz, die Bartning-Leuchten, die die wunderschönen Wandgemälde zur Geltung bringen. Die Pendelleuchten im Mittelgang lenken den Blick zur Decke und - wahrscheinlich zum ersten Mal - wird einem bewusst, wie schön diese Holzkonstruktion ist.

Die Renovierung ist noch nicht abgeschlossen und bis es die große Eröffnungsfeier gibt, müssen wir uns alle noch - auch aufgrund der Corona-Zeit - in Geduld fassen. Dennoch: ab 05.07. ist unsere Kirche für Gottesdienste im kleinen Rahmen wieder offen.

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