Fünf Gemeinden besiegeln Zusammenarbeit
Kräfte bündeln für die Zukunft
In Darmstadt besiegeln fünf evangelische Kirchengemeinden engere Zusammenarbeit
Mit Siegel, Kuli und ganz viel Aufbruchsstimmung im Gepäck sind Vertreterinnen und Vertreter von fünf evangelischen Kirchengemeinden in Darmstadt zusammengekommen, um eine engere Zusammenarbeit zu beschließen. In der Bessunger Kirche unterzeichneten Pfarrerinnen und Pfarrer der Andreasgemeinde, Matthäusgemeinde, Paulusgemeinde, Petrusgemeinde und Stadtkirchengemeinde sowie ehrenamtliche Leitungen der jeweiligen Kirchenvorstände den Vertrag zur Bildung einer Arbeitsgemeinschaft für eine gemeinsame Verwaltung.
Die Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der fünf Kirchenvorstände setzten ihre Unterschriften unter den Vertrag. Rund ein Jahr lang hatten sie diesen Schritt vorbereitet. Im Oktober hatten die Kirchenvorstände die Weichen dazu bei einer gemeinsamen Sitzung gestellt. Seitdem arbeitete eine Steuerungsgruppe, die sich monatlich traf, die Formen der Kooperation aus. Unterstützt wurde sie dabei vom Regionalbüro Vernetzte Beratung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), vom kirchlichen Beratungsinstitut IPOS, von der Regionalverwaltung und der Mitarbeitervertretung des Dekanats. Die Beschlüsse der EKHN-Synode vom März dieses Jahres, dass Kirchengemeinden künftig in Nachbarschaftsräumen stärker zusammenarbeiten sollen, bildeten schließlich den rechtlichen Rahmen für den Vertrag der fünf Gemeinden.
Dieser sieht zunächst einmal eine Verwaltungskooperation vor. „Ziel ist es, Kräfte zu bündeln und Synergien zu schaffen, um verlässlich ansprechbar für Anliegen der Gemeinden zu sein“, sagt Meike Melchinger, Pfarrerin der Matthäusgemeinde, die Projektverantwortliche der Steuerungsgruppe. Die fünf Gemeindebüros werden künftig an einem Standort in der Stadtkirchengemeinde zusammengeführt. Hierfür finanziert die EKHN zusätzliche Verwaltungsstunden. „Damit schaffen wir zukunftssichere Arbeitsplätze für die Mitarbeiterinnen“, sagt Pfarrer Stefan Hucke von der Petrusgemeinde. Er wird die Koordination der Steuerungsgruppe, die sich weiterhin treffen wird, von Pfarrerin Meike Melchinger übernehmen, da sie ab August in eine andere Landeskirche wechselt.
„Es ist viel Vertrauen gewachsen“, sagt Hucke. Auf dieser Grundlage sei nun der Vertrag geschlossen worden. Für das Gemeindehaus der Stadtkirche als Ort für das gemeinsame Gemeindebüro sprach, dass das Gebäude zentral, barrierefrei und energetisch auf dem neuesten Stand ist. Die Bauabteilung des Evangelischen Dekanats Darmstadt habe die fünf Gemeinden bei der Suche nach einem geeigneten Standort stark unterstützt, lobt Hucke. Ab 1. Januar 2023 werden die Sekretärinnen der fünf Gemeinden hier unter einem Dach zusammenarbeiten. Angestellt sein werden sie ab dann bei der Stadtkirchengemeinde. Die Mitarbeiterinnen bleiben Ansprechpartnerinnen für ihre jeweilige Kirchengemeinde, vertreten sich aber gegenseitig und bilden erste Arbeitsschwerpunkte. „Es müssen dann nicht mehr alle alles allein tun“, hebt Meike Melchinger hervor. Die Öffnungszeiten werden deutlich erweitert. Die Pfarrerinnen und Pfarrer werden ihre Büros mit ihren persönlichen Sprechzeiten in den Gemeinden behalten.
Neben der Zusammenlegung der Verwaltung wollen die Gemeinden künftig auch bei ihren vielfältigen Angeboten enger zusammenarbeiten. Für Januar ist eine gemeinsame Freizeit für Konfirmandinnen und Konfirmanden geplant. Schon zuvor haben Andreasgemeinde, Paulusgemeinde und Petrusgemeinde ihre Jugendarbeit mit einem für die Region Bessungen zuständigen Gemeindepädagogen nachbarschaftlich organisiert. Auch ein gemeinsamer Gemeindebrief ist geplant.
„Wir werden die jeweiligen Marken der Gemeinden schärfen“, sagt Dr. Ruth Sauerwein, Pfarrerin der Paulusgemeinde. Während Paulusgemeinde und Stadtkirchengemeinde Schwerpunkte in Musik und Kultur hätten, arbeiteten Andreasgemeinde und Matthäusgemeinde stärker im diakonischen Bereich. „Es muss nicht jede Gemeinde alles machen“, davon ist die Theologin überzeugt. Man müsse sich auf weniger Pfarrpersonen einstellen, da der hauptamtliche Nachwuchs in den Kirchen weniger werde. „Die Identifikation mit der eigenen Gemeinde und den Ansprechpersonen dort soll erhalten bleiben“, so Pfarrerin Dr. Ruth Sauerwein, die sich auf die Teamarbeit freut.
Die fünf Darmstädter Kirchengemeinden gehen mit ihrer vertraglich besiegelten Kooperation schon früh einen Schritt, den auch andere künftig gehen müssen. Wegen sinkender Mitgliederzahlen und Nachwuchsmangel müssen im Rahmen des Konzentrations- und Entwicklungsprozesses „ekhn2030“ bis Ende 2023 in den Dekanaten Nachbarschaftsräume gebildet werden. Bis 2026 sollen die Kirchenvorstände dann jeweils die Rechtsformen der Zusammenarbeit beschließen. In den neuen Nachbarschaftsräumen werden Teams aus Pfarrdienst, Gemeindepädagogischem Dienst und Kirchenmusik gebildet.