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Pro Kirchensteuer

"Die Kirchensteuer ermöglicht an vielen Stellen in der Gesellschaft gute Arbeit"

Portrait Außenaufnahme

Kirchenpräsident Dr. Dr. h.c. Volker Jung

Die hessische CDU-Politikerin und Europaministerin Lucia Puttrich hatte vorgeschlagen, die Kirchensteuer abzuschaffen. Kirchenpräsident Jung vertritt eine andere Auffassung.

Lucia Puttrich, die hessiche Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten (CDU), hat sich dafür ausgesprochen, die Kirchensteuer abzuschaffen. Dr. Volker Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN, verdeutlicht hingegen, dass das Geld dann für die Arbeit in den Gemeinden, der Seelsorge, der Bildung, der Diakonie und auch in der Pflege kirchlicher Gebäude fehlen werde. Das schreibt er in einem Gastbeitrag für die VRM-Mediengruppe.

Statement des Kirchenpräsidenten zu dem VRM-Beitrag von Ministerin Puttrich:

Ministerin Puttrich nimmt als Katholikin besonders ihre katholische Kirche in den Blick. Sie fordert Konsequenzen, die auch die evangelische Kirche betreffen. Ihre Kritikpunkte stellen sich in der evangelischen Kirche allerdings anders dar. In allen unseren Leitungsgremien vom Kirchenvorstand bis zur Synode haben wir die gemeinsame Leitung von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen in demokratischen Strukturen. Frauen sind schon seit Jahrzehnten im Pfarrdienst und auch in Leitungsämtern. Wir trauen gleichgeschlechtliche Paare und setzen uns gegen jede Form von Diskriminierung ein. Reform ist für uns ein Dauerzustand. „Ecclesia semper reformanda“ zitiert Frau Puttrich. Das heißt übersetzt „die Kirche ist stets zu erneuern“ und formuliert den Anspruch der Reformation. Dazu gehört, dass die Institution dem Glauben der einzelnen Menschen und der Gemeinschaft dienen soll. 

Sexualisierte Gewalt hat es leider auch in der evangelischen Kirche gegeben. Bisher sind sehr viel weniger betroffene Personen bekannt als in der katholischen Kirche. Jeder Missbrauch ist entsetzlich, weil Menschen großes Leid zugefügt wird. Das steht in schärfstem Widerspruch zu der Botschaft, die wir vertreten. In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau arbeiten wir jeden einzelnen uns bekannten Fall auf – selbstverständlich auch mit der staatlichen Justiz, wenn diese ermittelt. Bei der Aufarbeitung haben wir im Rückblick sicher auch Fehler gemacht. Zurzeit suchen wir nach Wegen, die Beteiligung Betroffener an der Aufarbeitung zu verbessern. Außerdem läuft eine wissenschaftliche Untersuchung zu strukturellen Ursachen in der evangelischen Kirche.

Die Finanzierung über die Kirchensteuer ist ein Privileg. Wir sehen es aber zugleich als eine Verpflichtung, mit unserer Arbeit in Kirche und Diakonie für Menschen da zu sein und das Zusammenleben aller Menschen in der Gesellschaft zu fördern. Der Einzug der Kirchensteuer durch den Staat wird dem Staat gut vergütet. Ein eigenes System wäre viel teurer. Das Geld wird für andere Arbeit in den Gemeinden, der Seelsorge, der Bildung, der Diakonie und auch in der Pflege der kirchlichen Gebäude fehlen. Der Ablösung der Staatsleistungen, die aufgrund historischer Rechtsverpflichtungen gezahlt werden, stehen wir positiv gegenüber. Das Finanzierungssystem mit der Kirchensteuer ermöglicht es den Kirchen, für Staat und Gesellschaft in vielen Bereichen verlässliche Kooperationspartner zu sein. Kirchen, die nicht über Kirchensteuer finanziert werden, sind hier weit weniger leistungsfähig. Wir sind in der Lage, gerade in der Corona-Zeit auch Partnerkirchen in aller Welt zu unterstützen, die ganz auf Spenden und Kollekten angewiesen sind. Die Kirchensteuer verhindert nicht gute kirchliche Arbeit, sie ermöglicht sie an vielen Stellen in der Gesellschaft.

(Kirchenpräsident Dr. Volker Jung)

mehr über die Kirchensteuer

Verwendung der Kirchensteuer: Jahresberichte der EKHN

 

 


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